Praxistipps für Ihr nächstes Interview

Interviews führen: Wie Sie sich optimal vorbereiten & das Gespräch leiten

Wer erfolgeich Interviews führen möchte, sollte sich gut vorbereiten und auch im Gespräch einige Regeln beachten.
Wer erfolgeich Interviews führen möchte, sollte sich gut vorbereiten und auch im Gespräch einige Regeln beachten. Foto: Depositphotos

Ob Sie einen Corporate Blog redaktionell betreuen, ein Kundenmagazin leiten oder regelmäßig podcasten: Interviews sind eine ideale Möglichkeit, interessante Menschen zu präsentieren, verschiedene Meinungen darzustellen oder auch Sachthemen zu besprechen.

Interviews bieten eine willkommene Abwechslung zu berichtenden Textsorten. Und in Podcasts sorgen sie für mehr Aufmerksamkeit, schon allein da die Stimmen wechseln und nicht nur eine Person spricht.

Doch wie führt man ein Interview, wenn man es nicht gelernt hat wie TV-Moderatorin Sandra Maischberger? In diesem Blogbeitrag zeige ich Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie ein Interview führen und optimal vorbereitet in das Gespräch starten.

Bevor Sie ein Interview führen: Welche Art von Interview infrage kommen kann

Als ich Medienwissenschaft studiert habe, gehörte die „Praktische Einführung in den Journalismus“ von Walther La Roche zur Grundausstattung. Er war viele Jahre in der Journalistenausbildung tätig und unterscheidet in seinem Buch drei Interviewarten:

  • Das Interview über ein Sachthema mit dem Ziel der Informationsvermittlung. Ein Beispiel aus meiner eigenen Praxis: Vor einiger Zeit habe ich einen Verbraucherschützer dazu befragt, wie Familien das Thema Immobilienfinanzierung angehen können .
  • Das Meinungsinterview, in dem eine Person ihre Sicht der Dinge zu einem bestimmten Problem oder Sachverhalt darlegt. Klassischerweise finden wir diese Art von Interview bei Politikerinnen und Politikern vor.
  • Das Interview zur Person, das diese in den Mittelpunkt stellt. Wer ein Beispiel für diese Art von Interview lesen möchte, braucht nur einmal einen Blick in die „Bunte“ zu werfen oder auch in den Wochenendteil der „Süddeutschen Zeitung“. Die oder der Interviewte muss nicht zwangsläufig prominent sein. Es kann sich auch um eine Persönlichkeit handeln, die etwas Besonderes erlebt hat.

Oftmals erscheinen diese drei Interviewarten nicht in Reinform, sondern vermischen sich. Interviews sind nicht rein auf den Journalismus beschränkt, sondern eignen sich auch für das Content Marketing und das Corporate Publishing. Also beispielsweise dann, wenn Sie als Selbstständige:r oder für Ihr Unternehmen einen Blog betreiben oder wenn Sie Ihr Kundenmagazin etwas kreativer gestalten wollen.

Überlegen Sie:

Lässt sich ein Thema, das Sie für Ihren Blog oder Ihr Kundenmagazin umsetzen wollen, als Interview realisieren? Oder andersherum: Welche Person könnten Sie im Rahmen eines Interviews vorstellen? Welches Thema könnten Sie auf diese Weise beleuchten?

Vielleicht sind Sie selbst oder eine Kollegin, ein Kollege aus Ihrem Unternehmen Expert:in für ein bestimmtes Ratgeberthema, das für Ihre Zielgruppe interessant ist. In Ihrer Mitarbeiterzeitung können Sie die neu eingestellte Führungskraft in einem Interview vorstellen. Ein Meinungsinterview kann dann interessant sein, wenn die Person Ansichten vertritt, die kongruent zu Ihren Unternehmenswerten sind.

Ein Beispiel: Als Biofachmarkt veröffentlichen Sie auf Ihrem Corporate Blog ein Interview mit einer Umweltschützerin oder einem Umweltschützer, die oder der sich gegen Pestizide in der Landwirtschaft ausspricht.

Wie Sie ein Interview inhaltlich optimal vorbereiten

Die Recherche steht am Anfang

Vor dem gemeinsamen Termin sollten Sie das Interview vorbereiten. Das bedeutet:

  • Lesen Sie sich ins Thema ein. Nutzen Sie dazu Zeitungsbeiträge, Videos auf YouTube, Bücher etc.
  • Hören oder schauen Sie sich Interviews an, die Ihr:e Ansprechpartner:in bereits gegeben hat. So bekommen Sie ein Gefühl für Ihr Gegenüber und dafür, wie die Person sich ausdrückt.
  • Sammeln Sie Informationen über die Person, die Sie interviewen. Was hat Sie bereits zu dem Thema gesagt oder vielleicht auch selbst veröffentlicht? Wie ist ihr (beruflicher) Lebensweg? Schauen Sie vor einem Meinungsinterview, welche Position sie zu einem Thema vertritt, wie sie (gegen)argumentiert.

Wenn ich Interviews führe, kenne ich in der Regel zumindest einen guten Teil der Antworten.

Das Ziel des Interviews definieren

Mit der Idee, ein bestimmtes Interview führen zu wollen, wissen Sie ja bereits grob, was das Ziel Ihres Interviews ist. In diesem Schritt überlegen Sie noch einmal konkret, mit welchen Erkenntnissen die Lesenden aus dem Interview herausgehen sollen. Welches Wissen, welche Botschaften soll es vermitteln? Anhand dieser Zieldefinition wird es Ihnen leichter fallen, sich auf die wirklich relevanten Fragen zu konzentrieren.

Basic-Fragen nur gezielt einbauen

Wenn Sie Ihr Interview gut vorbereitet haben, haben Sie schon einen wichtigen Step genommen. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass Ihre Gesprächsperson Ihnen schon alles erklären wird. Wenn Sie mit absoluten Basic-Fragen starten, merkt er oder sie das und wer will schon unprofessionell dastehen? Auf der anderen Seite scheuen Sie sich nicht, nach grundlegenden Informationen zu fragen, wenn diese Teil des Interviews sein sollen. Sie können vorab gerne sagen, dass Sie zwar die Antwort kennen, das Lesepublikum allerdings (noch) nicht.

Interviews führen: Auf die Reihenfolge der Fragen kommt es an

Nach der Recherche notieren Sie sich Ihre Fragen in einer logischen Reihenfolge. Im Gespräch lässt sich dann flexibel davon abweichen, aber der Fahrplan steht zumindest schon einmal grob. Denken Sie darüber nach, welche Inhalte an welcher Stelle kommen sollten. Schließlich sollte jemand, der nicht so vertraut ist mit dem Thema oder der Person wie Sie es nach Ihrer Recherche sind, den Inhalt von A bis Z verstehen können.

So viele Fragen sollten Sie vorbereiten

Vielleicht sind Sie unsicher, wie viele Fragen Sie vorbereiten sollten. Als Anhaltspunkt: Aus einem halbstündigen Interview gewinne ich fünf bis sieben Fragen und Antworten in schriftlicher Form zu einem Sachthema, wobei ich natürlich einiges herauskürze. Für diese finale Länge würde ich ca. zehn Fragen vorbereiten. Wenn Sie in einem Interview eine Person porträtieren möchten, ist es sinnvoll, sich längere Zeit mit ihr zu unterhalten und sie so näher kennenzulernen.

Wie Sie Interviews führen: Gespräche interessant gestalten

Das Eis brechen

Womöglich ist die oder der Interviewte zu Beginn etwas nervös. Manchen Menschen – gerade wenn sie nicht in der Öffentlichkeit stehen – fällt ein Interview schwer. Deshalb ist es wichtig, zunächst eine angenehme Gesprächsatmosphäre herzustellen. Es bietet sich also ein kurzer Small Talk vor der Aufzeichnung an. Wenn mich jemand noch nicht kennt, stelle ich mich vor. Ich erkläre in der Regel, weshalb ich das Interview mache, was mich an dem Thema interessiert und sage grob, um welche Aspekte es mir geht. Dies gibt bereits die Richtung vor. Wenn ich mit Menschen spreche, die eine sehr große Expertise in einem speziellen Gebiet haben (z. B. Wissenschaftler:innen, medizinisches Personal), das geschriebene Interview sich aber später an ein Nicht-Fachpublikum richtet, bitte ich auch gleich schon zu Beginn um leicht verständliche Erklärungen.

Meine erste Frage, bevor es richtig losgeht, lautet immer: „Ist es Ihnen recht, wenn ich das Interview aufzeichne?“ Das Aufzeichnen erlaubt es mir, die Aussagen zu transkribieren, was sehr viel genauer ist als das Mitschreiben. Ich schreibe dennoch mit, denn wenn die Technik spinnt, will ich nicht mit leeren Händen dastehen. Dann sind Notizen besser als nichts. Wichtig ist auch: Sie dürfen die Aufnahme nicht ohne Erlaubnis starten. Erst mit dem erfolgten Einverständnis schalten Sie Ihr Gerät an.

Spannung erzeugen mit der ersten Frage

Doch nun zur ersten inhaltlichen Frage. Ideal ist ein Einstieg, bei dem die erste Frage schon große Aufmerksamkeit erzielt, um Leser:innen in den Text zu ziehen oder Zuhörer:innen zu halten. Nichts ist – in meinen Augen – langweiliger als ein Podcast, in dem der Gast sich erst einmal minutenlang selbst vorstellt und seinen reichen Lebenslauf in allen Details schildert. Besser: Stellen Sie Ihren Gast selbst kurz und knapp vor. Wenn es wichtige Etappen im Leben gibt, die für Zuhörende interessant sind, dann fragen Sie im Gespräch gezielt danach. Bei einem Interview, das Sie später verschriftlichen, können Sie beim Bearbeiten eine Frage mitten aus dem Gespräch an den Anfang ziehen. Ich persönlich vermeide es, weil ich gerne den „natürlichen Fluss“ des Interviews beibehalte.

Neben dem Small Talk ist das Stellen einer offenen Frage ideal, um die oder den Interviewten ins Reden zu bringen. Geschlossene Fragen können sie nur mit Ja oder Nein beantworten. Offene Fragen geben ihnen einen viel größeren Raum. Wenn es Ihnen darum geht, die Person erzählen zu lassen, dann stellen Sie offene Fragen, zu Beginn und auch im weiteren Verlauf des Gesprächs.

Nur jeweils eine Frage stellen und flexibel bleiben

Halten Sie beim Fragen selbst keinen Monolog und stellen Sie nie mehrere Fragen auf einmal. Entweder sucht sich Ihr Gegenüber nur jene Frage aus, die ihr oder ihm mehr zusagt und lässt die andere unter den Tisch fallen. Oder er bzw. sie weiß nach dem Beantworten der ersten Frage nicht mehr, was Sie auch noch wissen wollten.

Mit Ihrem Fahrplan vor Augen werden Sie im Laufe des Gesprächs vielleicht feststellen, dass Ihr:e Interviewpartner:in Sie vom Weg abbringt. Da werden uninteressante Details langwierig ausgeschmückt und man verliert sich in Nebenschauplätzen. Andererseits können sich in einem Gespräch neue Welten auftun, Aspekte, an die Sie zuvor nie gedacht hatten, die aber spannend sind. Aus diesem Grund ist es wichtig, flexibel zu reagieren. Achten Sie aber auf Ihre Uhr, gerade wenn der Termin zeitlich begrenzt ist. Es ist schade, wenn Sie Ihre wichtigsten Fragen aus Zeitmangel nicht mehr stellen können. Ein Endlos-Interview hingegen bedeutet zusätzliche Arbeit beim Aufbereiten.

Was wirklich zählt:

Generell gilt – und das ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für ein Interview: Hören Sie gut zu!

Lesen Sie Ihre Fragen nicht einfach in der Reihenfolge vom Blatt ab. Reagieren Sie. Machen Sie das Interview lebendig, indem Sie auf das Gesagte eingehen. Haken Sie nach. Greifen Sie einen Punkt heraus und spinnen Sie den Gedanken weiter. Genau das macht ein Interview spannend. Die Fragen und Antworten fließen dann wie von selbst ineinander. Das ist einer der Gründe, weshalb ich Interviews nur in Ausnahmefällen per E-Mail führe. Bei manchen Interviews erkenne ich beim Lesen, dass sie schriftlich geführt wurden. Weil nicht nachgehakt wird und die Sprache eine andere ist, oftmals förmlicher.

Passende Frage zum Ausklang

Zum Ende des Interviews ist es wichtig, eine passende Frage zum Ausklang zu stellen. Ansonsten endet das Interview zu abrupt. Manchmal bietet es sich an, nochmals zur Ausgangsfrage zurückzukehren und einen Bogen dorthin zu schlagen. Es kann auch mit einer Pointe enden oder zur letzten Frage hin persönlicher, lockerer werden. Eine weitere Möglichkeit ist, einen Ausblick in die Zukunft zu geben. Beispielsweise:

  • „Was sind Ihre Pläne?“
  • „Wie wird sich Thema XY zukünftig entwickeln?“
  • „Wie sehen die Chancen für XY aus?“.

Sie haben das Interview geführt? Dann geht es jetzt ums Verschriftlichen und Aufbereiten. Lesen Sie dazu die Fortsetzung dieses Blogbeitrags: „Interview schreiben! So geht’s!“

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Führen eines Interviews

Gehen Sie gut vorbereitet in ein Gespräch und notieren Sie Ihre Fragen vorab zumindest in Stichworten, die Sie in die richtige Reihenfolge gebracht haben. Lockern Sie die Gesprächsatmosphäre durch einen kurzen Small Talk auf. Zeichnen Sie das Gespräch nur mit Zustimmung der oder des Interviewten auf. Konzentrieren Sie sich auf die Antworten, die Ihr Gegenüber gibt. Haken Sie bei Bedarf nach und bleiben Sie flexibel. Stellen Sie immer nur eine Frage auf einmal. Behalten Sie die Uhr im Blick, um zu verhindern, dass Ihnen die Zeit für Ihre wirklich wichtigen Fragen am Ende ausgeht.

Versuchen Sie, Ihre Fragen in eine logische Reihenfolge zu bringen und thematisch nicht hin und her zu springe. Die oder der lesende muss dem Inhalt später gut folgen können. Die erste Frage sollte Neugier und Spannung erzeugen. Sie darf – je nach Situation und Thema – ruhig auch einmal provokativ oder witzig sein. Am Ende können Sie einen inhaltlichen Bogen zum Beginn schlagen oder zum Beispiel auch eine Frage stellen, die in die Zukunft gerichtet ist.

Unbedingt sofort nachfragen. Es sollte Ihnen nicht unangenehm sein, wenn Sie etwas nicht gleich verstehen. Bitten Sie um eine erneute oder verständlichere Erklärung. Andernfalls sitzen Sie später über dem transkribierten Text und haben Schwierigkeiten, ihn für das Lesepublikum in eine verständliche Form zu bringen. Auch wenn Ihnen erst im Nachhinein auffällt, dass Sie etwas nicht verstanden haben, ist es in aller Regel kein Problem, noch einmal per E-Mail oder Telefon nachzuhaken.

Kann ich Sie mit einem Interview unterstützen?

In meiner Zeit als Redakteurin für Online- und Print-Medien war es eine meiner häufigeren Übungen, Interviews zu führen. Auch heute noch realisiere ich für Kundinnen und Kunden aus der Unternehmenswelt gerne Interviews, weil ich finde, dass Corporate Blogs und Kundenmagazine durch diese Art der Darstellung an Qualität und Abwechslung gewinnen. Gerne unterstütze ich auch Sie! Nehmen Sie dazu einfach Kontakt zu mir auf!


Kerstin Smirr, freie Journalistin und Texterin aus dem Nürnberger Land

Hallo, mein Name ist Kerstin Smirr.

Als freie Texterin unterstütze ich Unternehmen und Selbstständige in Content Marketing und PR. Für meine Kund:innen verfasse ich insbesondere Website-Texte, Blogbeiträge, Pressemitteilungen und Artikel für Kundenmagazine. In meinem eigenen Blog gebe ich mein Wissen rund um die Content-Planung und das Schreiben weiter.