06 Dez. PR-Texte, die wirklich ankommen
Pressemitteilungen: tot oder totgesagt?
Sie wollen mit Ihrem Unternehmen oder als Selbstständige:r in die Presse? Ein viel genutztes Instrument aktiver Öffentlichkeitsarbeit ist die Pressemitteilung. Jedoch werden Redaktionen geradezu mit E-Mails überflutet. Lohnt es sich da überhaupt noch, eine Pressemitteilung zu versenden?
In PR-Abteilungen gehören Pressemitteilungen oft zur aktiven Pressearbeit. Wenn ein Unternehmen mit einem Pressetext in die Medien gelangt, hat das natürlich Vorteile, denn damit lassen sich folgende Ziele erreichen:
Das klingt zunächst einmal schön und gut, wären da nicht x andere Unternehmen, die ebenso Pressemitteilungen für ihre PR wählen… Mit dem Ergebnis, dass einzelne Aussendungen in der Masse untergehen und dieses Instrument der Öffentlichkeitsarbeit immer mal wieder als überholt dargestellt wird. Aber stimmt es wirklich? Sind Pressemitteilungen wirklich tot?
Schauen wir uns zur Beantwortung dieser Frage zunächst die Arbeitsweise von Redakteur:innen an.
Alltag in Redaktionen: die Flut an E-Mails bewältigen
Redaktionen werden heutzutage mit Pressemitteilungen regelrecht überschwemmt. Als Gatekeeper filtern Journalist:innen täglich große Mengen an Informationen, die sie erreichen, und damit auch an E-Mails.
In meiner Zeit als angestellte Redakteurin bei einer Tageszeitung habe ich viel Zeit damit verbracht, Pressemitteilungen zu löschen. Ja, ich schreibe bewusst „löschen“. Denn wer mehrere Hundert E-Mails pro Tag erhält, kann sich nicht fünf Minuten mit jeder einzelnen beschäftigen.
E-Mails dieser Art wanderten in der Regel, teils auch ungelesen, in den digitalen Papierkorb:
Um es auf den Punkt zu bringen: Es handelte sich um Pressemitteilungen, die nicht relevant waren für die Zielgruppe des Mediums (= die Leserschaft), für das ich arbeitete.
Deshalb möchte ich Ihnen zunächst diesen Tipp mit auf den Weg geben:
Stellen Sie sich die Frage:
Wie wichtig ist Ihr Thema wirklich? Hat es einen (Informations-)Wert?
Wie Sie herausfinden, ob Ihr Thema wirklich trägt
Journalist:innen entscheiden nach den Nachrichtenfaktoren, ob eine Nachricht wirklich eine Nachricht wert ist. Diese Entscheidung treffen sie oft in Sekundenschnelle.
Diese Nachrichtenfaktoren zu kennen und mit Ihrem Thema abzugleichen, hilft Ihnen einzuschätzen, ob eine Pressemitteilung für eine bestimmte Redaktion relevant sein könnte.
Zu diesen Faktoren ist in der Vergangenheit viel geforscht worden und ich kann an dieser Stelle nicht auf alle eingehen, möchte aber diese als einige der wichtigsten nennen:
Worauf es noch ankommt
Diese Nachrichtenfaktoren sind aber nicht alles, denn genauso wie Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung an eine bestimmte Zielgruppe verkaufen, genauso verkaufen Medien ihr Produkt, also ihre Informationen, an eine bestimmte Nutzer- oder Leserschaft.
Deshalb sollten Sie immer im Blick behalten: Für wen ist das betreffende Medium eigentlich gemacht und wen erreiche ich, wenn mein Pressetext darin aufgegriffen wird? Wenn Ihre Zielgruppe und die des Mediums nicht zueinander passen, macht auch eine Pressemitteilung dort wenig Sinn.
Tipp:
Schreiben Sie nur dann eine Pressemitteilung, wenn Sie von der Relevanz des Themas für die Zielmedien überzeugt sind. Ansonsten laufen Sie Gefahr, viel Zeit in eine Pressemitteilung zu investieren, die nie veröffentlicht oder nie als Aufhänger für eine Berichterstattung genutzt wird.
Auf das Zielmedium kommt es an
Eines haben alle Medien gemeinsam: Sie sind immer auf der Suche nach interessanten Themen und Geschichten, um ihre Seiten oder ihre Sendezeit zu füllen. Viele Ideen entstehen zwar in den Redaktionen, aber natürlich lässt man sich dort auch gerne mal von außen inspirieren. Deshalb würde ich nicht per se sagen, dass Pressemitteilungen tot sind.
Gerade im Lokalen und Regionalen nutzen Journalist:innen Pressemitteilungen und veröffentlichen sie, teils ohne Nachbearbeitung. Auch viele Medien, die der Fachpresse angehören, stützen sich auf zugesandte Materialien. In vielen Verlagshäusern fehlt es an Personal und Zeit für eigene Recherchen, was die Chancen auf eine Übernahme von Pressemitteilungen erhöht. Aus journalistischer Sicht ist das zu bedauern, weil etwa Lokalteile an Qualität einbüßen, wenn sie an ein Sammelsurium an Pressemitteilungen erinnern. Aus PR-Sicht profitieren Sie in gewisser Weise vom Personalmangel, weil die Hürden, den eigenen Text unterzubringen, sinken.
Andere Medien hingegen, etwa die großen überregionalen Zeitungen und auch viele Magazine, setzen kaum auf Pressemitteilungen. Generell gehen heute viele Medien gezielt den Weg, interessante Themen selbst zu recherchieren, um ihre Leserschaft mit qualitativ hochwertigen Beiträgen zu binden, die nirgends sonst zu finden sind.
Das Tageszeitungs- oder Zeitschriftenabo gehört heute oft nicht mehr zum Inventar eines Haushalts, wie das früher war. Die Qualität und Einzigartigkeit der Inhalte trägt heute viel stärker zur Kaufentscheidung bei. Die Chance, dass „Brand Eins“ Ihre Pressemitteilung veröffentlicht, dürfte also sehr gering sein.
Spezialfall Werbung
Oben habe ich geschrieben, dass werbliche E-Mails meist ausgesiebt werden. Der Grund: Unabhängige Medien haben einen Informationsauftrag gegenüber Ihren Nutzer:innen.
Eine Zeitung beispielsweise hat somit kein Interesse daran, für Sie gratis Werbung zu machen und schon gar nicht, wenn sie damit auch Geld verdienen könnte durch eine Anzeige. Jede:r Redakteur:in scheut darüber hinaus nervige Anrufe von Ihren Mitbewerber:innen, nach dem Motto: „Über XY habt ihr aber auch was gemacht. Jetzt wollen wir auch in die Zeitung!“
Nun sagen Sie aber vielleicht: Wir stellen tolle Produkte her, die der breiten Öffentlichkeit leider noch viel zu unbekannt sind. Oder diese und jene Neuheit hat die Welt noch nicht gesehen und sie löst ein ganz spezifisches Problem.
Dann haben Sie verschiedene Möglichkeiten:
Schreiben Sie gute Pressemitteilungen
Sie erleichtern Journalist:innen das Leben ungemein, wenn Sie eine Pressemitteilung nach gewissen Standards verfassen. In Lehrbüchern sind die Regeln klar beschrieben: Das Wichtigste an den Anfang, ein Zitat einbauen, die Kontaktdaten der Ansprechpartner:innen nicht vergessen, eine aufmerksamkeitsstarke Headline einfügen, etc.
Als Vorbild gilt der journalistische Bericht. Gleichzeitig führt das dazu, dass viele Pressemitteilungen sich unfassbar langweilig anhören. Deshalb: Eine Pressemitteilung muss nicht unbedingt ein Bericht sein, der ohne jedwede Kreativität daherkommt. Darin dürfen ruhig auch einige lebhafte Elemente Platz finden.
Aber: Wenn Sie eine Pressemitteilung so verfassen, wie es allgemein geraten wird, machen Sie auch nichts verkehrt. Sie sorgen dafür, dass Journalist:innen sofort erkennen, um was es geht. Redakteur:innen haben keine Zeit, zig Pressemitteilungen von Anfang bis Ende zu lesen. Eigentlich muss das Thema schon in der Begleit-E-Mail, am besten im Betreff, ersichtlich sein.
Wenn Sie Pressemitteilungen nach den allgemeinen Standards verfassen, zeigen Sie damit auch eine gewisse Professionalität. Das ist für Journalist:innen wichtig, um Vertrauen in Sie bzw. Ihr Unternehmen zu gewinnen und Sie als seriös wahrzunehmen.
Diese drei Punkte sollten Sie sich unbedingt merken:
1. Fragen Sie sich vor dem Schreiben, ob Ihr Thema wirklich relevant ist.
2. Wenn ja: Wählen Sie die Zielmedien danach aus, ob diese überhaupt Pressemitteilungen veröffentlichen.
3. Senden Sie Ihren professionell erstellten Pressetext nur an Medien, deren Zielgruppe sich mit Ihrer zumindest teilweise überschneidet.
Mein Fazit
Die Pressemitteilung ist nicht tot und wird je nach Medium in der journalistischen Arbeit genutzt. Sie sollten dafür aber einige Regeln beachten: von der richtigen Themenwahl über die professionelle Texterstellung bis hin zum Versenden.
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Hallo, mein Name ist Kerstin Smirr.
Als freie Texterin unterstütze ich Unternehmen und Selbstständige in Content Marketing und PR. Für meine Kund:innen verfasse ich insbesondere Website-Texte, Blogbeiträge, Pressemitteilungen und Artikel für Kundenmagazine. In meinem eigenen Blog gebe ich mein Wissen rund um die Content-Planung und das Schreiben weiter.