Wer ein eigenes Stück Grün oder einen Balkon besitzt, kann wertvollen Lebensraum für Wildbienen schaffen. Mit einem reichen Angebot an Nektar und Pollen sowie Nistmöglichkeiten summen sie bald im eigenen Garten.
Gehölze schmücken während ihrer Blüte nicht nur jeden Garten, sondern sind auch eine ideale Nahrungsquelle für Bienen. Heimische Obstbäume, wie der Apfel- und Kirschbaum, ziehen viele summende Besucher an. Reichlich Nektar und Pollen bieten auch Beerensträucher, beispielsweise die Johannis- und Himbeere. Bei der Auswahl der passenden Hecke sollten Hobbygärtner auf bienenfreundliche Exemplare wie den Liguster setzen.
Wer seinen Ziergarten bienenfreundlich gestalten möchte, sollte insbesondere Pflanzen mit sogenannten „ungefüllten“ Blüten, das heißt mit einem einfachen Kranz Blütenblättern, aussuchen. „Das Paradebeispiel sind Rosen“, erklärt Wolfgang Dötsch, Biologe und Geschäftsführer des „BUND Naturschutz“ in Nürnberg. „Jede Rose, die mehr als fünf Blütenblätter aufweist, ist gezüchtet. Hier landet die Biene nicht direkt in den Staubblättern, sondern in einem Wirrwarr aus Blättern und muss die Pollenquelle erst einmal suchen.“ Dies könne sie wertvolle Zeit kosten. Bei manchen Züchtungen weisen die Blüten überhaupt keine Pollen oder Nektar mehr auf. Auf prachtvolle Pfingstrosen oder Dahlien muss niemand verzichten, doch sollte die Mischung im Beet stimmen.
Damit die Bienen vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst Nahrung finden, sollten sich die Blütezeiten der Pflanzen im Garten abwechseln. Zu den Frühblühern zählen etwa Krokusse und Haselnuss. Im Frühling gehört die Sal-Weide zu den Lieblingen der Bienen. Im Sommer erfreuen Phazelie, Malve und Besenheide auch das Auge ihres Besitzers. Sonnenhut und Astern beenden die blühende Saison.
Ein regelmäßig gemähter Rasen ist für manchen Hausbesitzer einfach Pflicht, doch Nahrung werden Bienen dort kaum finden. Warum nicht eine Ecke im Garten zu einer Wildblumenwiese verwandeln, wenn der Platz es hergibt? „Blumenwiesen sind nur in großen Gärten praktikabel“, meint Wolfgang Dötsch. Im Gegensatz zu einem Rasenstück sollten sie nicht betreten werden. Der Vorteil jedoch: Ein einmaliges Mähen im Spätsommer oder Frühherbst genügt. Zum Anlegen der Wiese die Grasnarbe am besten komplett abtragen und im Frühjahr den Samen in den gelockerten Boden aussäen. Im Handel sind spezielle Wildblumen-Saatmischungen verfügbar, die eine Blütezeit bis in den Herbst versprechen und teilweise mehrjährig sind.
Auch die Blüten von Zucchini-, Gurken- und Kürbispflanzen sind Anziehungspunkte für Wildbienen. Wer ihnen darüber hinaus etwas Gutes tun möchte, sollte Zwiebeln, Rosenkohl und Möhren blühen lassen. Bei den Kräutern bieten Thymian, Oregano und Rosmarin den hungrigen Insekten viel Nektar.
Nicht nur Nahrung ist wichtig, damit sich Bienen im eigenen Garten wie zuhause fühlen, sondern auch geeignete Stellen für ihre Nester. Etwa drei Viertel der Wildbienen nisten im Boden, beispielsweise an sandigen Beeträndern, in Fugen von Pflastersteinen und Böschungen. Andere Wildbienen bevorzugen oberirdische Nistplätze. Ihnen ist mit Insektenhotels und Bienensteinen aus Ton geholfen, die im Handel erwerbbar sind. Wer mag, kann allerdings auch selbst eine Behausung bauen. Geeignet sind beispielsweise Klötze aus Hartholz, in die fünf bis zehn Zentimeter lange Löcher in einem Durchmesser von zwei bis neun Millimetern gebohrt werden. Wichtig ist, die Löcher in der Längsseite des Holzstücks anzubringen, also dort wo sich die Rinde befand, um Risse und somit das Eindringen von Feuchtigkeit zu vermeiden. Zudem sollten die Nistgänge frei von Splittern sein. Auch hohle, am Ende geschlossene und waagerecht ausgerichtete Bambusstäbe sind bei Wildbienen beliebt.
Es braucht nicht unbedingt einen Garten, um Bienen Lebensraum und Nahrung zu schenken. Viele bienenfreundliche Sträucher und Stauden, Blumen, Gemüsesorten und Kräuter lassen sich auch in Töpfen und Kübeln pflanzen und sind somit ideal für den Balkon oder die Terrasse. Von der klassischen Balkonpflanze Geranie sollten sich Bienenfreunde allerdings verabschieden: Bei ihr suchen die Insekten vergeblich nach Pollen und Nektar.
Schädlingsbekämpfungsmittel in der Landwirtschaft sind einer der Hauptgründe, weshalb zahlreiche Wildbienen-Arten heute vom Aussterben bedroht sind. Chemie sollte auch aus dem eigenen Garten verbannt werden. Natürliche Alternativen sind beispielsweise Pflanzenjauchen, die Schädlinge vertreiben. Zudem stellt der Handel eine Reihe von biologischen Präparaten zur Verfügung. Ratsam ist es auch, Mischkulturen anzulegen, das heißt Pflanzen, die unterschiedliche Nährstoffe benötigen, nebeneinander zu setzen. Im besten Fall wehren sie gegenseitig Schädlinge im Beet ab, beispielsweise durch ihre Duftstoffe.
Kerstin Smirr
Dieser Beitrag ist im März 2019 im gemeinsamen Wochenend-Magazin von „Nürnberger Nachrichten“ und „Nürnberger Zeitung“ erschienen.